Von Schwämmen und dem Wunder der Evolution

Ein Copepod in verschiedenen Entwicklungsstadien. Foto: Tracy MacKeracher

Auch das Wunder Evolution wir am BMSC erforscht. Eine kleine, nur unter dem Mikroskop zu erkennende,  Krebsart die in den Tümpeln der Gezeitenzone zu finden ist,  stellt ein ideales Forschungsobjekt dar und vollzieht dabei recht wundersame Dinge. Die Rede ist von Copepods (Tigriopus californicus), bei denen die Zeitspanne einer Generation, genau 21 Tage beträgt. Das macht sie letztlich zu einem Paradeobjekt in der Evolutionsforschung. Im obigen Bild sieht man ganz rechts einen weiblichen Copepod mit seinem Gelege.

Heather Alexander versucht hier herauszufinden was einen Copepod dazu bewegt ein Männchen oder ein Weibchen zu werden. Irgendwo muss diese Entscheidung ja irgendwie fallen ! Rein rechnerisch und vom Prinzip, wissenschaftlich logisch, liegt die Wahrscheinlichkeit ein Männchen oder ein Weibchen zu werden exakt bei 50:50. Stellt man im Labor jedoch eine Population im Verhältnis von z.B. 80:20 her, so kommen bereits in der nächsten Generation mehr Krebse des nur mit 20% vertretenen Geschlechts zur Welt. Von Generation zu Generation arbeitet „irgendetwas“ daran wieder ein ausgewogenes Verhältnis herzustellen. 
Zum derzeitigen Stand konnte herausgefunden werden, dass die Entscheidung des Geschlechts von vier Chromosomen beeinflusst wird. Für mich aber immer noch unfassbar! Chromosome haben ja schliesslich kein Gehirn und können auch keine Volkszählung Ihrer aktuellen Population durchführen! 

Selbst Brad Anholt, der Director des Bamfield Marine Science Center, ist davon begeistert und beteiligt sich selbst vor Ort an diesem Forschungsprojekt. Vielleicht helfen sie dabei, das Wunder „Evolution“ etwas zu begreifen.

Travis Tei wertet die Daten verschiedener Generationen aus. Rote und Blaue Linie nähern sich langsam an, d.h über  mehrere  Generationen wird wieder ein Gleichgewicht der Geschlechter hergestellt.

Das Leben eines Schwammes 

In einem weiteren Versuchslabor traf ich auf Danielle Ludemann, die hier Schwämme erforscht. Genauer gesagt, das Strömungsverhalten innerhalb eines Schwammes und wie sich Sedimente Belastung darauf auswirkt. Gerade brachte sie eine Sonde oberhalb eines Schwammes an, die die Strömung des leuchtgelb gefärbten Wassers erfassen soll, welches den Schwamm durchströmt.

Danielle Ludeman

Es gibt über 7000 Arten von Schwämmen. Schwämme sind Tiere, haben jedoch keine Organe. Sie beziehen ihre Nahrung durch Filtration. Die Wassermenge die ein Schwamm filtert ist enorm. Der älteste bekannte noch lebende Schwamm ist mindestens 10.000 Jahre alt und zählt damit zu den ältesten Lebewesen unseres Planeten. Durch Ihre hohe Filterleistung sind Schwämme enorm wichtig für das marine Ökosystem. Doch nicht nur das: „Erst vor ca. 25 Jahren hat man vor British Columbia, in 100 Metern Tiefe, ganze Riffe aus Schwämmen entdeckt, die eine Heimat und einen umfangreichen Lebensraum für vielerlei Lebewesen bilden“ erzählt mir Danielle mit leuchtenden Augen. Es handelt sich dabei um den sogenannten Glasschwamm, der sein Gerüst aus Silicat-Glas bildet. 

Dieser Lebensraum ist durch Schleppnetzfischerei gefährdet, die nicht nur mechanisch den Boden zerstört,  sondern auch große Sedimentaufwirbelungen verursacht.  Auch der Sedimenteintrag von Flüssen stellt eine Bedrohung dar.

Danielles Experiment

Somit sind also auch Schwämme vom Kahlschlag in den Wäldern B.Columbias betroffen. Insbesondere auch Süsswasserschwämme, die in den dortigen, zahlreichen Seen vorkommen.

Süsswasserschwamm. Bei den weissen Punkte handelt es sich nicht etwa um Luftblasen, sondern um Schwamm-Larven

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